Portugal und Spanien

Das Wetter bestimmt

Von der Algarve mit üppigen Orangenhainen bis zur wilden Atlantikküste: Portugals Küste lockt mit Natur und Kultur. Doch Regen und Sturm zwingen uns zur «Flucht» – und so endet der Roadtrip schliesslich wieder im sonnigen Spanien.

Route Portugal – Spanien
Route Portugal – Spanien

Mit dieser Reportage setzen wir die Reise von Marco Schnell fort, deren erster Teil in der zweiten Ausgabe dieses Jahres erschienen ist. Damals führte ihn der Weg von der Schweiz bis in den Südwesten Spaniens. Nun geht es weiter – hinein nach Portugal, entlang der Algarve und Atlantikküste, und schliesslich zurück nach Spanien.

Empfohlene Reisezeiten 
Wohnmobilreisende sollten beachten, dass das Wetter in Portugal, besonders im Winter und Frühling, stark schwanken kann. Während die Algarve oft mit mildem Klima und viel Sonne lockt, sind längere Regenphasen im Landesinneren und an der Westküste keine Seltenheit. Vor allem Atlantiktiefs können tagelang Sturm, Wind und heftige Schauer bringen. Als beste Reisezeit gelten die Monate April bis Juni sowie September und Oktober. Im Hochsommer hingegen wird es im Süden oft sehr heiss und trocken, während der Norden deutlich grüner und feuchter bleibt.

Beinahe zwei Monate sind vergangen, seit wir die Schweiz bei winterlichen Verhältnissen in Richtung Süden verlassen haben. Eigentlich wollten wir schon Mitte Januar in Portugal sein. Aber wie heisst es so schön? «Der Weg ist das Ziel.» Italien und vor allem Spanien haben unseren Terminkalender, den es auf solchen Reisen eigentlich gar nicht gibt, über den Haufen geworfen. Ende Februar überqueren wir zwischen Andalusien und Portugal den Grenzfluss Guadiana. «Bem-Vindo Algarve» steht nach dem Überqueren der imposanten und eleganten Autobahnbrücke in grossen Lettern über der Fahrbahn. Der Himmel ist hier genauso wolkenlos wie zuvor in Spanien. Aber das Klima wirkt fruchtbarer. Mit jedem Kilometer, den wir weiter westwärts fahren, wird die Landschaft üppiger und grüner. Grosse Orangenplantagen wechseln sich mit Olivenplantagen ab, zwischen deren Bäumen ein gelbes Blumenmeer einen fast schon kitschigen Kontrast zum blauen Himmel bildet. 

Das erste Ziel heisst Tavira. Die Prophezeiung diverser Reisender, die Stellplätze in der Algarve seien rammelvoll, scheint sich schon beim ersten Anlauf zu bewahrheiten: «Sorry, we are full», erklärt der freundliche Rezeptionist. Die Strategie, zwischen 10 und 11 Uhr – dem aussichtsreichsten Zeitfenster, um einen freien Platz zu finden – hier zu sein, ist damit nicht aufgegangen. Es geht weiter zum nächsten Platz. Dieser befindet sich einige Kilometer ausserhalb von Tavira. Es klappt. Wir können uns selber einen Platz aussuchen; und was für einen! Im Gegensatz zur «Batteriehaltung» des zuvor angefahrenen Platzes steht man hier nicht in Reih und Glied zum Nachbarcamper, sondern individuell zwischen Olivenbäumen. Wir geniessen die Ruhe und Wärme und lassen nach der erlebnisreichen Anreise erst mal einige Tage die Seele baumeln. Dazu zählen für uns nicht nur Chillen, wie es heute so schön heisst, und Lesen, sondern auch gemütliche Wanderungen und Biketouren. Das Hinterland wirkt frühlingshaft. Vögel zwitschern und pfeifen um die Wette, Bienen finden in den vielen Blüten schon reichlich Nektar. Auf Strommasten oder Bäumen bereiten Storchenpaare ihre Nester auf den anstehenden Nachwuchs vor. Die Luft ist frisch und rein. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen wir Tavira in westlicher Richtung. 

Algarve Ballermann 
Das nächste Ziel heisst Albufeira. Es gilt sozusagen als touristisches «Epizentrum» der Algarve. Diesen Ruf werden einige Tage später auch wir bestätigen können. Wir lassen uns auf dem örtlichen Camping nieder, der etwas ausserhalb des Zentrums liegt und einen halbstündigen Fussmarsch erfordert, um daselbst hinzugelangen. Mit dem Fahrrad dauert es keine zehn Minuten. Im Gegensatz zu Tavira versprüht die monotone Appartement-Architektur auf den ersten Blick nicht viel Charme. Lediglich der alte Stadtteil lässt so etwas wie portugiesisches Fischerdorffeeling erahnen. Ansonsten erinnern die Strassen und Promenaden mit den vielen Souvenirläden, Restaurants und noch mehr Bars und Clubs eher an den Ballermann auf Mallorca. Vielleicht auch wegen der vielen Engländer, die hier trotz kühler Temperaturen spätabends immer noch in Shorts, T-Shirts und mit sonnenverbrannten Armen und Beinen beim Bier sitzen und auf grossen TV-Schirmen einen Fussballmatch verfolgen oder sich in einer Karaoke-Bar in falschen Tönen messen. Wir versuchen, uns zumindest ansatzweise in diesen Tourismusmodus zu versetzen und uns das vielseitige Angebot zunutze zu machen. Dazu gehören beispielsweise wieder einmal der Besuch eines guten «Inders» und eine Bootsfahrt entlang der Küste. 

Malerische Bilderbuchküste 
In den internationalen Rankings der schönsten Küsten der Welt schafft es die malerische Algarve regelmässig in die Top Ten. Dieser Eindruck bestätigt sich auch vom Meer aus. Der Kapitän manövriert das Schlauchboot trotz beachtlicher Brandung gekonnt den Klippen und Felsennadeln entlang und sogar in die engen Höhlen hinein. Hoch oben auf den Klippen stehen Fischer, die ihre Angel von den schwindelerregenden Felsvorsprüngen in den Atlantik auswerfen. Nach dem Besuch der bekannten Benagil-Höhle steuert der Kapitän hinaus aufs offene Meer. Schon bald sind aus der Ferne dunkle Schatten zu erkennen, die auf- und untertauchen. Das Echolot des Schiffes hat einen Schwarm von Delfinen geortet, die sich vor der Algarve im Atlantik tummeln. Behutsam nähert sich das Boot den Tieren, die uns scheinbar unbeirrt oder sogar interessiert verfolgen oder unter dem Boot hindurchschwimmen. Beeindruckend, mal so viele «echte» Flipper auf einmal zu sehen. 

Südwestlichster Punkt 
Das Wetter präsentiert sich zunehmend regnerisch. Wir nutzen die wenigen sonnigen Tage oder Stunden für Küstenwanderungen und die Weiterfahrt nach Lagos, Luz und Sagres. Auch dort treffen wir auf zerklüftete Felsküsten mit Bogen, Brücken, Höhlen und malerischen Buchten. Im Gegensatz zu Albufeira ist Lagos trotz Tourismus immer noch ein authentischer Fischerort mit Stadtmauer, dem Castelo dos Governadores, der Kirche Igreia de Santo Antonio sowie schmucken Gassen mit zahlreichen Restaurants und Geschäften. Am westlichen Ende der Algarve und südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes liegt Sagres. Die kräftigen Westwinde, die vom Atlantik her über die Landzunge wehen, verleihen der Landschaft ihren wilden und kargen Charakter und dem Meer die hohen Wellen. Kein Wunder, tummeln sich im Ort und an den Stränden – trotz Regen und überschaubaren Temperaturen – zahlreiche Surfer. Die Fortaleza de Sagres bildet das Tor zur äussersten Landzunge. Die Festungsanlage war früher deutlich umfangreicher. Ein Grossteil wurde 1587 bei einem Piratenangriff und 1755 bei einem Erdbeben zerstört. Der Rundweg auf der Landzunge ist rund zweieinhalb Kilometer lang. Ganz aussen beim Faro befindet sich eine spiralförmige Betonkonstruktion, durch welche man ein Karstloch erreicht. Bricht unten im Loch die Meeresbrandung herein, erlebt man im «Voz do Mar» die «Stimme des Meeres» mit ohrenbetäubendem Donnern hautnah mit. Vor den Toren der Festung befindet sich ein grosser Parkplatz, der während der Wintersaison kostenlos zum Übernachten genutzt werden kann. Aber Achtung: Jegliches Campingverhalten wird von der Polizei sofort mit einer Busse geahndet! 

Viel Wellen, wenig Camper 
Es geht der wilden Atlantikküste entlang nordwärts. Allerdings nicht weit. Am Abend sind wieder heftige Regenfälle und Gewitter angesagt. Und so entscheiden wir uns, ganz romantisch auf einem gut befestigten Aldi-Parkplatz zu übernachten. Wie in anderen Ländern werden solche Wohnmobilstellplätze bei Kaufhäusern oftmals auch in Portugal angeboten. Bis zum Einbruch der Dunkelheit sind alle sechs Plätze belegt. Als Dankeschön für dieses Angebot gehen wir am Morgen noch kurz einkaufen und fahren dann weiter nach Aljezur. Bevor wir den örtlichen Campingplatz avisieren, geniessen wir in einer Bäckerei einen Kaffee und das portugiesische Nationalgebäck «Pastel de Nata». Die Mini-Törtchen bestehen aus Blätterteig, einer cremigen Füllung aus Eigelb, Zucker, Rahm sowie Mehl und schmecken himmlisch. Vor allem, wenn man sie noch mit einer Prise Zimt bestreut. Im Gegensatz zur Algarve sind die Campingplätze hier an der Westküste deutlich weniger frequentiert. Vorreservationen sind um diese Jahreszeit nicht notwendig. Dies, obwohl das Freistehen vor allem im Süden Portugals schwierig und vielerorts verboten ist. Oftmals ist sogar das Befahren der Küstenstrassen mit Wohnmobilen und Wohnwagen untersagt. Wie in Foren und Stellplatz-Apps zu lesen ist, werden die saftigen Strafgelder nicht nur angedroht, sondern tatsächlich regelmässig eingefordert. 

Flucht nach Spanien 
Ein Zwischenhoch mit Sonne und Wärme lädt am nächsten Tag zu einer Biketour durch den «Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina». Dieser zieht sich auf einer Länge von rund 130 Kilometer von Sagres bis nach Sines hoch. Das weitläufige und steppenartige Hinterland grenzt an bewaldete und verbuschte Dünen oder direkt an die wilde Atlantikküste. Für die Rückfahrt zum Campingplatz bietet sich das malerische Flusstal des Ribeira de Aljezur an, dessen sanfte Flanken von Olivenhainen gesäumt sind. Am nächsten Tag fahren wir – zur Abwechslung wieder mal bei Regen – weiter nordwärts nach Vila Nova de Milfontes. Hier geniessen wir in einer trockenen Phase den weitläufigen Strand von Furnas und den Blick auf die weisse Stadt, die am gegenüberliegenden Ufer des Rio Mira auf einer Anhöhe liegt. Vor der Weiterreise nach Lissabon prüfen wir nochmals ausgiebig die Wetter-Apps. Die Prognosen für die kommenden Tage sehen für Portugal und den gesamten Westen der Iberischen Halbinsel düster aus. Sturm, Gewitter, Regen und sogar Wetterwarnungen sind angesagt. So lassen wir unsere Reisepläne ein weiteres Mal fallen und entscheiden uns für die Rückkehr nach Spanien ans Mittelmeer.

Der komplette Reisebericht ist im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN Ausgabe 5/25 zu lesen.

Text und Fotos: Marco Schnell
aus dem Magazin: Wohnmobil und Caravan, Zeitschrift Nr. 5/2025

Artikel teilen

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln.

Notwendige Cookies werden immer geladen