Von der Leventina bis nach Apulien und Basilikata erkunden wir entlang des Weges historische Städte, geniessen kulinarische Highlights und entspannen an malerischen Stränden. Die faszinierenden Höhlen von Matera und die charmanten Trulli von Alberobello sind Höhepunkte einer eindrucksvollen Reise.
Ein sanfter Regen perlt auf die Windschutzscheibe unseres Wohnmobils, während wir am späten Nachmittag auf der Autobahn durch das nebelverhangene Leventina-Tal gleiten. Nach etwa 200 Kilometern kündigt das Schild der Autobahnausfahrt Bellinzona Nord den Ort unseres ersten Übernachtungsstopps an. Die gemütliche Etappe führt uns zum Campingplatz Bellinzona, wo die Reise beginnt, die uns bis an den Stiefelabsatz Italiens bringen wird. Der Campingplatz, idyllisch am Ufer des Ticino gelegen, ist direkt von der Autobahn A2 aus leicht erreichbar. Auf einem Spaziergang entlang des Ticino erreichen wir das Stadtzentrum und geniessen eine köstliche Pizza, die uns das erste Italien-Gefühl vermittelt. Praktischerweise bringt uns der Bus bequem zurück.
Ohne Hast beginnen wir die zweite Etappe. Da wir an einem Wochentag reisen, verläuft der Grenzübertritt zügig und ohne grössere Verzögerungen. Auf der italienischen Autobahn nimmt der Verkehr merklich an Fahrt auf, doch lassen wir uns davon nicht aus der Ruhe bringen. Dank der Mautbox für grosse Wohnmobile von Maut1.de passieren wir die erste Zahlstelle mühelos, was uns das lästige Anstehen erspart und auf der gesamten Italien-Reise viel Komfort bietet. Rund um Mailand herrscht wie gewohnt reger Verkehr; eilige Fahrzeuge sausen links und rechts an uns vorbei, während wir die Po-Ebene in Richtung Piacenza durchqueren. Das regnerische Wetter haben wir ab Mailand hinter uns gelassen. Parma, Reggio nell’Emilia und Modena reihen sich entlang der A1 im Abstand von etwa 30 Kilometern. Wir befinden uns in der Heimat des berühmten Parmaschinkens aus den Hügeln rund um Parma, des geschätzten Parmigiano Reggiano aus den Provinzen Reggio Emilia und Parma sowie des exquisiten Balsamico-Essigs aus Modena und Reggio Emilia. Der nächtliche Rastplatz ist ein grosser, öffentlicher und kostenfreier Parkplatz am Stadtrand. Um die Beine zu vertreten und uns mit einer kleinen Portion Parmigiano und Parmaschinken für die Reise einzudecken, unternehmen wir am Abend einen etwa 20-minütigen Spaziergang ins charmante Stadtzentrum mit seiner Fussgängerzone. Ganz in italienischer Manier geniessen wir einen Apéro auf der Piazza.
Republik San Marino
Die Schilder entlang der von Rimini kommenden SS72 kündigen den «Grenzübergang» von Italien zur Republik San Marino an. Wir merken uns den Hinweis, dass innerorts die üblichen 50 Stundenkilometer, ausserorts jedoch nur 70, erlaubt sind. Kurz nach der Grenze erblicken wir von der Strasse aus den Monte Titano, San Marinos höchsten Berg mit der Hauptstadt und den drei Wehrtürmen aus dem 11. Jahrhundert. Die Geschichte dieses Zwergstaates reicht bis ins 4. Jahrhundert zurück und gilt als die vermutlich älteste bestehende Republik der Welt mit lediglich 30 000 Einwohnern.
Wir steuern direkt den Campingplatz Centro Vacance San Marino an, den Treffpunkt unserer Apulien-Reisegruppe. Die 21-tägige Rundreise durch Apulien, ausgeschrieben von ASSR-Geschäftsführer Markus Rhyner auf der Internetseite, verspricht zahlreiche Höhepunkte und interessante Erlebnisse. Der Platz überzeugt mit sehr schönen, meist grosszügigen, terrassenförmig angelegten Parzellen. Er ist der ideale Ausgangspunkt, um die sehenswerte Altstadt zu besichtigen. Direkt vor dem Eingang fährt die Buslinie in rund 20 Minuten ins historische Zentrum von San Marino mit seinen engen Gassen und einer Vielzahl von Geschäften, Bars und Cafés. Wer sich zusätzlich auf den Weg zur Spitze des Monte Titano macht, der von drei Türmen geziert wird, die früher dem Schutz der Stadt dienten, wird mit einem spektakulären Ausblick auf das Umland von San Marino und Italien belohnt – je nach Wetterlage ein spektakulärer Ausblick.
Apulien-Abenteuer beginnt
Die ersten Kilometer der Fahrt führen weiter Richtung Gargano mit Ziel Camping Village San Michele kurz vor Vieste. Auf der Höhe von Marina di Chieuti am nördlichen Ende der Halbinsel Gargano, des Stiefsporns auf der Italien-Karte, fahren wir in Apulien, der süditalienischen Region, die den Absatz des italienischen Stiefels bildet, ein. Top Attraktionen auf der Halbinsel Gargano sind der Nationalpark Gargano, die Küstenstadt Vieste und das historische Monte Sant'Angelo. Der Nationalpark bietet eine atemberaubende Landschaft mit dichten Wäldern, malerischen Klippen, Wanderwegen und Biketrails. Besucher können die einzigartige Flora und Fauna erkunden sowie die Ruhe und Schönheit der Natur geniessen. Die charmante Küstenstadt Vieste ist bekannt für ihre historischen Gebäude, darunter die Kathedrale Santa Maria Assunta und das mittelalterliche Schloss. Die Strände von Vieste sind ebenfalls ein beliebtes Ziel, ideal zum Sonnenbaden, Schwimmen und für Wassersport. Die historische Stadt Monte Sant'Angelo ist berühmt für das Heiligtum des Erzengels Michael, eine bedeutende Pilgerstätte. Die Stadt bietet auch atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Landschaft und die Küste sowie gut erhaltene mittelalterliche Architektur.
Der letzte Teil der Fahrt führt über enge Strassen mit teilweise wunderbarem Ausblick aufs Meer zum Camping Village San Michele. Direkt über die Strasse gelangt man zu einer sehr schönen Badebucht mit grossartigem Sandstrand, den wir während zweier Tage geniessen. Auch eine ansprechende Mountainbike-Tour mit fantastischer Singeltrail-Abfahrt bis ans Meer darf nicht fehlen. Gegen Abend nehmen wir den örtlichen Bus und fahren in die Stadt Vieste. Die Stadt liegt auf einer felsigen Erhebung mit vielen, sehr schönen Aussichtspunkten aufs offene Meer. Ein Wahrzeichen von Vieste ist der Pizzomunno, ein 25 Meter hoher, heller Kalksteinfelsen, der sich im Süden der Altstadt erhebt. Das historische Stadtzentrum auf der Klippe mit dem Staufferkastell sowie der Kathedrale mit den schmalen Gässchen erkundet man zu Fuss und findet dort viele nette Restaurants.
Bari und das Land der Trulli
Auf dem Weg ins Land der Trulli legen wir einen Stopp in Bari ein zur Stadtbesichtigung. Dazu eignet sich zum Beispiel der Camperstopp an der Via Ascianghi mit Shuttledienst ins Zentrum. Bari hat sich im Vergleich zu früher sehr schön entwickelt: In der einst eher tristen Hafenstadt lädt die grosse Fussgängerzone in der Altstadt zum Flanieren und Shoppen ein, aber auch der Lungomare, die Promenade direkt am Meer, eignet sich wunderbar zum Spazieren. Gegen Abend geht es weiter zum Campingplatz Dei Trulli bei Alberobello, der sich als praktische Relaisstation für Ausflüge zu den Highlights der Region erweist. So bringt uns der Shuttleservice ins historische Zentrum von Alberobello, wo wir durch die malerischen Gassen schlendern und die Trulli-Bauten bewundern, die alle in der traditionellen Trockenbauweise errichtet sind. Diese Bauweise hat ihren Ursprung in Steuervorschriften des ehemaligen Königreichs Neapel des 17. Jahrhunderts. Um Abgaben für feste Bauten an das Königshaus zu umgehen, ordnete der örtliche Graf den Bau ohne Mörtel an, wodurch die Häuser als temporäre Unterkünfte galten, die theoretisch jederzeit abgebaut werden konnten und somit steuerfrei blieben. Heute dienen viele dieser charmanten Häuschen vor allem als Souvenirläden und Restaurants. Eine Besichtigung empfiehlt sich ausschliesslich in der Nebensaison. Dies nicht nur aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer, sondern auch, um den grossen Touristenströmen zu entgehen.
Auch das kleine Küstenstädtchen Monopoli ist einen Ausflug wert. In den schmalen Gassen der Altstadt schmiegen sich hell getünchte Häuser aneinander. Hie und da bröckelt der Putz, das Zusammenspiel aus Sonne und einer stetigen Meeresbrise sorgt für verblichene Fensterläden. Besonders bezaubernd fanden wir es rund um die Piazza Garibaldi, wo wir in einer Pizzosteria vorzüglich speisten. Darüber hinaus ist Monopoli vor allem für erholsame Badeferien und malerische Buchten bekannt.
Der komplette Reisebericht ist im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN, Ausgabe 4/24 zu lesen.
Text und Fotos: Thomas Stähli
aus dem Magazin: Wohnmobil und Caravan, Zeitschrift Nr. 4/2024