Vom südlichsten zum nördlichsten Punkt Europas

Reisetraum verwirklicht

Am Anfang war die Vision, Europa in Analogie zur Panamericana vom südlichsten zum nördlichsten Punkt zu durchqueren. Daraus entstand das Projekt X-Europe mit 18 Ländern, 180 Tagen und 18 000 Kilometern.

Nach Spanien, Portugal, Andorra, Frankreich, Monaco und Italien in der Ausgabe 1/2024 von Wohnmobil & Caravan folgt im zweiten Teil der grossen Europareise der Norden. Das Fürstentum Liechtenstein, Deutschland Luxemburg, Belgien, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Norwegen sind Stationen dieser paneuropäischen Langzeitreise. Ganz nach dem Motto «Es gibt Dinge im Leben, die man einfach tun und wagen sollte. Nicht warten, bis die beste Zeit kommt, sondern die jetzige Zeit zur besten machen.» Karin (52) und Marco (59) haben vor zwei Jahren ihre Jobs gekündigt und ihre Wohnung vermietet. Seither leben sie im Wohnmobil oder in einem Maiensäss. Als digitale Nomaden arbeiten sie in reduziertem Masse von unterwegs aus. www.camperfan.ch

Reiseroute Norden Europas.
Reiseroute Norden Europas.

Nach dem Zwischenstopp in der Schweiz setzen wir Mitte April unsere Reise ins nächste Land fort: Das Fürstentum Liechtenstein liegt nur einen Steinwurf von unserem Wohnort entfernt, wodurch die erste Etappe gerade einmal 19 Kilometer lang ist – eher kurz, könnte man sagen. Wir parken in Balzers unterhalb der Burg Gutenberg, die auf einem 60 Meter hohen Hügel mitten im Rheintal thront. Die Burg, auch als Schloss bezeichnet, ist nur nach Voranmeldung zugänglich. Dennoch lohnt sich der Besuch der offenstehenden Vorburg allein schon wegen des beeindruckenden 360-Grad-Panoramas. Am nächsten Tag fahren wir über die Hauptstadt Vaduz durch das Rheintal in Richtung St. Gallen und weiter nach Wil. Die letzte Nacht in der Schweiz verbringen wir in Braunau, wo wir auf der Plattform landcamp.ch einen schönen Bauernhofstellplatz entdeckt haben. Die Gastfreundschaft des Bauern nutzen wir für eine Hofführung, und die idyllische Lage inmitten saftiger Frühlingswiesen bietet sich perfekt für einen Spaziergang zu einem Aussichtsturm an. Von dort aus geniessen wir einen herrlichen Blick auf das historische Städtchen Wil und den Alpstein.

Abschied von der Schweiz
In Kreuzlingen verabschieden wir uns von der Heimat und begrüssen Deutschland. Wir entscheiden uns, direkt bis zum nächsten Etappenort im Pfälzerwald durchzufahren. In Hauenstein nutzen wir den Stellplatz direkt beim Schuhmuseum. Die Region war einst eine Hochburg der Schuhproduktion, bevor das Supermarktzeitalter begann. Daher darf natürlich ein Museumsbesuch nicht fehlen. Hier erfährt man viele interessante Details zum Schusterhandwerk und kann gleichzeitig den weltgrössten Schuh bestaunen. Dieser hat mit 7,14 Metern Länge, 4,2 Metern Höhe und einem Gewicht von 1,5 Tonnen einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde errungen. Doch in der Region gibt es nicht nur reichlich Leder, sondern auch zahlreiche Bike- und Wanderwege durch die waldige Hügellandschaft mit ihren bizarren Felsformationen. Viele dieser rötlichen Gebilde können zu Fuss oder mit dem Mountainbike erreicht und teilweise sogar bestiegen werden. Nach den oft anspruchsvollen Bikerouten in Finale Ligure und am Gardasee, wie im ersten Teil unseres Reiseberichts beschrieben, geniessen wir nun einige der hier eher fliessenden Trails.

Nachdem wir im Pfälzerwald den Osterverkehr überstanden, sprich, abgelaufen und abgeradelt haben, setzen wir die Reise in Richtung der Benelux-Staaten fort. Was könnte naheliegender sein, als die Grenze nach Luxemburg in Schengen zu überqueren? Das hübsche Winzerdorf mit rund 5000 Einwohnern liegt eingebettet in Rebberge direkt an der Mosel. 1985 wurde hier auf dem Schiff «M.S. Princesse Marie-Astrid» das Schengener Abkommen von den Vertretern der Mitgliedstaaten unterzeichnet. Ob dies vor oder nach der Verkostung der edlen Riesling-Sorten geschah, ist nicht bekannt. Die Vorstellung, Luxemburg bestehe praktisch nur aus Stadt und Agglomeration, müssen wir bereits nach den ersten Kilometern revidieren. Von Schengen aus fahren wir durch dünn besiedeltes Landwirtschaftsgebiet in Richtung Mullerthal. Das kleine Land erscheint uns in dieser Region sogar weniger stark verbaut als die Schweiz. Wir logieren auf einem Campingplatz in Echternach. Echternach liegt an der Sauer, die hier gleichzeitig die Grenze zu Deutschland bildet. Apropos Schweiz: Die Region Mullerthal wird auch als Luxemburgs «kleine Schweiz» bezeichnet, bekannt als Wandergebiet mit beeindruckenden Schluchten. Wir nutzen das Schönwetterfenster des nächsten Tages, um die Wolfsschlucht und weitere Wanderwege zu erkunden. Links und rechts der Pfade ragen mit Moos und Efeu bewachsene Sandsteinfelsen empor. Das leise Plätschern kleiner Bäche und Rinnsale wechselt sich mit munterem Vogelgezwitscher ab – als ob in diesem verwunschenen Märchenland demnächst eine Fee um die Ecke schauen würde.

Weiter geht die Reise nach Vianden, bekannt für seine imposante Burg, die hoch über dem Städtchen auf einem Felsen thront. Etwas weiter nördlich überqueren wir die Grenze zu Belgien. Erster Stopp: Die kleine, unscheinbare Hubertuskapelle. Mitten in den dichten und dunklen Tannenwäldern der Ardennen soll hier dem später heiliggesprochenen Hubertus einst ein kapitaler Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz im Geweih erschienen sein. Seither gilt Hubertus auch als Schutzpatron der Jäger. Die Städte La Roche-en-Ardenne und Durbuy stehen als Nächstes auf dem Programm. Südlich der Hauptstadt Brüssel besuchen wir anschliessend den geschichtsträchtigen Ort Waterloo, wo Napoleon am 18. Juni 1815 gegen die alliierten Truppen rund um den britischen General Wellington seine letzte grosse Schlacht verloren hat (über 50 000 Tote und Verwundete). Belgien ist ein Land, das man als Schweizer irgendwie nicht so auf dem Radar hat. Umso mehr staunen wir, was es alles zu entdecken gibt. Im Norden des Landes besuchen wir zum Abschluss die Stadt Gent. Mit ihren Kanälen, Brücken, Türmen und schmucken Häuserfronten erinnert uns diese fast ein wenig an Venedig. Das Zentrum der Stadt mit der Burg Gravenstein und der bekannten Graffiti-Street ist mit dem Bike vom Wohnmobilstellplatz aus bequem in rund 20 Minuten zu erreichen.

Der komplette Reisebericht ist im Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN, Ausgabe 2/24 zu lesen.

Text und Fotos: Marco Schnell
aus dem Magazin: Wohnmobil und Caravan, Zeitschrift Nr. 2/2024

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