Analog dem beliebten Wohnmobil-Motto «Der Weg ist das Ziel» ist auch Wohnmobilland Schweiz unterwegs. Präsident René E. Häsler gibt Auskunft, welche Etappen zurückliegen, welche Ziele erreicht wurden und wohin die Reise in der nächsten Zeit geht.
Wie hat sich Wohnmobilland Schweiz im letzten Jahr entwickelt?
René E. Häsler, Präsident Wohnmobilland-Schweiz: «Auch 2023 war für Wohnmobilland Schweiz ein sehr aktives und bewegtes Jahr. Unter dem Strich wurden 45 neue Stellplätze in der Schweiz eröffnet. Insgesamt gibt es nun schon über 400 Plätze. 23 ausgebildete Stellplatz-Scouts beraten all diese Stellplatzbetreiber und kontrollieren unser Online-Stellplatz-Verzeichnis. Dazu nahm der Mitgliederbestand um 9.3 Prozent zu, und unsere Finanzchefin verwaltet ein Budget in der Grössenordnung von 175 000 Franken. Wer hätte dies vor drei Jahren gedacht? Aber es dürfen nicht nur die nackten Zahlen für den Erfolg herangezogen werden. Vieles, sehr vieles lief hinter den Kulissen ab.»
Können Sie die Aktivitäten hinter den Kulissen beschreiben?
«Im Vorfeld der Nationalen Parlamentswahlen wurden alle Kantonalparteien angeschrieben. Wir waren mit vielen Politikern im Gespräch, so dass wir nun eine Liste haben, welche Volksvertreter das Wort Wohnmobil nicht nur aus der Zeitung kennen. Zehn dieser Parlamentarier sind sogar bei uns Mitglied. Dies wird uns in Zukunft sicher sehr viel bringen, auch wenn der Erfolg kurzfristig noch nicht gemessen werden kann. Dank solchen Kontakten musste sich der Bundesrat im November letzten Jahres mit dem Thema Wohnmobiltourismus und Stellplätze befassen. Unsere Wahlempfehlungen brachten die eine oder andere böse E-Mail ein: «Ob wir nicht alle Tassen im Schrank hätten, grüne Politiker vorzuschlagen», oder wir seien «viel zu rechtslastig». Aber es geht um die Sache Wohnmobiltourismus in der Schweiz und da müssen wir viele ins Boot holen, damit wir etwas bewegen können.»
Was ist der Gedanke hinter der Einführung der Stellplatz-Scouts?
«Wir wollen engen Kontakt zu den Stellplatzbetreibern halten, diese in unserem Sinne beraten und so ganz direkt Einfluss auf unsere Stellplätze nehmen. Diese Scouts besuchten letztes Jahr fast 300 Stellplätze, vorgesehen waren für das erste Jahr nur 150 Besuche. Aber das führt zu konkreten Verbesserungen auf den Stellplätzen, was neben der Zahl solcher Plätze sicher nicht weniger wichtig ist. Dazu gehört auch unser Label «Stellplatz empfohlen von Wohnmobilland Schweiz», das schon 77 Stellplätze tragen. Und es ist sehr erfreulich, dass es Stellplätze gibt, die extra den Preis vergünstigt haben, damit sie in den Genuss dieses Labels kommen. Überhaupt, der durchschnittliche Stellplatzpreis hat sich 2023 nur um 30 Rappen auf 19.50 Franken erhöht, da waren die Preissteigerungen in den Nachbarländern viel grösser.»
Stehen für 2024 noch weitere neue Projekte an?
«Viel haben wir schon erreicht, aber die Arbeit geht uns nicht aus. Ist ein Problem gelöst, erscheinen zwei neue und manchmal geht es ewig, bis wir ein kleines Ziel erreichen. Seit drei Jahren versuchen wir, einen Wegweiser für Wohnmobile in der Schweiz zu bekommen. Noch kann man offiziell keinen Stellplatz von der Strasse her ausschildern, weil es einfach keinen Wegweiser dafür gibt. Das ASTRA hat uns nun Hoffnung gemacht, dass dieser Wegweiser im Jahr 2024 kommen wird. Versprechen können wir aber leider noch nichts. Darüber hinaus müssen wir der Öffentlichkeit klar machen, dass die Ferienreiseart mit dem Wohnmobil mit der Übernachtung auf einem Stellplatz CO2-niedriger ist als Ferien mit dem PW und Hotelübernachtung, von Flugreisen schon gar nicht zu sprechen. Allerdings müssen wir auch realistisch sein, keine einzige Ferienreise ist klimaneutral, denn jegliche Reise ist streng genommen ein Luxus. Ins gleiche Thema geht die Problematik mit der Versäuberung in der Natur. Auch da müssen wir Schwerpunkte setzen und werden das Projekt Sanitary Inside beschleunigen. Viele Stellplätze und ganze Regionen sind von diesem Projekt begeistert. Wir werden in Zukunft nicht daran vorbeikommen, Fahrzeuge mit Toilette anders zu behandeln wie Fahrzeuge ohne.»
Wie beurteilen Sie die Mitgliederentwicklung?
«Je mehr Mitglieder wir sind, desto mehr Gewicht haben wir bei Verhandlungen mit Gemeinden und Kantonen. Und wir wissen, dass sich die Mitglieder auf den Stellplätzen so verhalten, wie man es sollte und darum gilt, je mehr Mitglieder wir sind, desto weniger Probleme wird es auf den Stellplätzen geben. Das Argument, wir sind die Einzigen, die sich aktiv für die Verbesserung des Wohnmobiltourismus einsetzen, reicht leider nicht mehr bei allen. Es wird nach konkretem finanziellem Vorteil gefragt. Diesen können wir noch nicht bieten, werden aber nächstes Jahr eine verbesserte, ausgebaute App nur für Mitglieder anbieten können, die zudem kostenlos ist. Nichtmitglieder müssen dann mit einer abgespeckten Bezahlversion zufrieden sein. Des Weiteren organisieren wir 2024 ganz viele kleinere Events, einmal Reisevorträge, danach Workshops über die verschiedenen WC-Arten, Weintouren ins Wallis etc. Der Höhepunkt wird Ende August das Mitgliedertreffen in Interlaken sein, wo wir über 200 Wohnmobile und 400 Mitglieder erwarten.»
Wohnmobilland Schweiz
9475 Sevelen
Mehr über Reisen, Modelle, Technik und Top-Camps ist in der Ausgabe 2/2024 vom Magazin WOHNMOBIL & CARAVAN zu erfahren.
aus dem Magazin: Wohnmobil und Caravan, Zeitschrift Nr. 2/2024