Seit über 90 Jahren ist Airstream ein Begriff im Caravanbau. Dabei hat
sich die 1935 eingeführte Bauweise aus Aluminiumrohr, beplankt mit
genieteten Aluminiumtafeln, als Markenzeichen der silberglänzenden,
aerodynamisch geformten Caravans durchgesetzt und zu weltweiter
Bekanntheit geführt. Doch es ist absehbar, dass sich auch in den USA die
Art der Mobilität, der Fahrzeuge und der ziehbaren Anhängelasten in den
nächsten Jahren verändern wird. Eine Designstudie.
Noch hinkt der Verkauf von Elektroautos in den USA der Entwicklung in Europa, wo mehr als jedes zehnte Fahrzeug ein Elektroauto ist, hinterher. Doch haben sie seit 2021 zu einer Aufholjagd gestartet und erreichten 2022 bereits 5,1 Prozent des Marktes. Die Popularität des Tesla Model Y und der gute Start von Elektro-Pick-ups wie dem GMC Hummer EV und dem Ford F-150 Lightning erklären einen Teil dieses beeindruckenden Wachstums. Zu erwarten ist, dass sich dieser Trend im Jahr 2023 fortsetzt, denn dann kommen erschwinglichere Elektro-SUVs und Elektro-Trucks auf den Markt.
So erstaunt nicht, dass es den Designern und Entwicklern bei der neuen Studie in erster Linie darum ging, die Nachlaufeigenschaften des amerikanischen Kultcaravans im Hinblick auf die Verwendung von Elektrofahrzeugen als Zugfahrzeuge zu optimieren. Mit glatter, nietenfreier Hülle präsentiert sich die neue Designstudie, die von Porsche Design in Zusammenarbeit mit Airstream Anfang März präsentiert wurde. Auffällig sind auch die seitliche Fensterreihe sowie das grosse Dachfenster im Aufstelldach, in dem auch ein Sonnenstoren integriert sein soll. Eine markante Veränderung gegenüber der Airstream-Tradition erfährt auch das Heck, das flach statt abgerundet daherkommt. Dies verbessert die einerseits die Aerodynamik, ermöglicht anderseits aber auch die Integration zweier Heckklappen, die sich nach aussen öffnen lassen. Dient die untere als Terrasse, wie man es bereits beim Venture S des Wohnmobilherstellers Hymer kennt, soll sich in der oberen Klappe ein zusätzlicher Sonnenschutz integrieren lassen.
Doch nicht nur durch den Einbau des Aufstelldaches lässt sich die Silhouette des Caravans während der Fahrt verringern. Dank einer für Airstream neuen Luftfederung soll der Anhänger auf der Strasse tiefer liegen als beim Manövrieren im Gelände beim Camping. So würde der Caravan nach Vostellung der Designer auch in einer Garage Platz finden. Um im Wohnraum möglichst viel Platz für die Benützer zu haben, weist die Studieeinen rund 25 Zentimeter hohe Doppelboden auf. Hier sollen eine Lithiumbatterie, die Klimaanlage, die Heizung, der Boiler, aber auch Wassertanks sowie die Kanäle für Kühlung, Heizung, Wasser und Strom verlaufen.
Gewichtseinsparungen versprechen sich die Entwickler insbesondere durch den Einsatz neuer Materialien wie kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe. Der Grundriss der Studie selbst bietet keine grossen Überraschungen. Die Kombination von Küchenblock mit Gasherd und Spüle im Bug, einem Badezimmer auf der linken Seite und der Sitzgruppe im Heck, die nachts zum grossen Doppelbett wird, ist eine Standardlösung kompakter Caravans. Interessantes Detail ist die Arbeitsfläche, die im Innenraum vor der seitlichen Eingangstür aufgeklappt werden kann, um die Arbeitsfläche im Küchenbereich zu erweitern, indem eine L-förmige Küche entsteht.
Der so genannte «Airstream Studio F. A. Porsche Concept Travel Trailer» einer «what if»collaboration der beiden Expertenteams, also einer «Was wäre wenn»-Zusammenarbeit, die nicht unbedingt in der Realisierung des Produktes enden muss. Dass der «Airstream Studio F. A. Porsche Concept Travel Trailer» in dieser Form in Produktion geht, ist eher unwahrscheinlich, aber die Idee der absenkbaren Luftfederung, das Aufstelldach oder die Konstruktion eines doppelten Bodens könnten früher oder später Eingang in die Produktpalette von Airstream finden.
aus dem Magazin: Wohnmobil und Caravan, Zeitschrift Nr. 2/2023